Impressionen
Logbuch
Besuch bei einer 'alten' Freundin
- 29.06.2008
- Marinestützpunk (MStp); Kiel; Schleswig-Holstein
Die Gedanken sind öfters bei ihr, auch wenn der Alltag die Prioritäten anders setzt. Die Erinnerungen sind jugendlich und so verwundert es kaum, dass diese Zeit mit ihr sich positiv in den Erinnerungen niederschlägt.
Wie in jeder Beziehung gab es allerdings, und so muss es im Leben wohl sein, auch stürmische Tage, die manchmal gar nicht enden wollten, aber all das ist vergessen, wenn diese Tage entschwinden, denn das Gefühl der inneren Verbundenheit bleibt und die Grundlage der Beziehung scheint danach noch intensiver geworden zu sein. Dieses Glück mit anderen zu teilen, bereichert diese Erfahrung noch. So war die Freude groß, die "alten" und doch jung gebliebenen Kameraden wieder zu sehen, die schon mit großer Vorfreude auf diesen Tag gewartet haben.
Dann war es so weit, so stand ich nach 38 Jahren und die Kameraden je nach ihrer langjährigen Abwesenheit auf der Tirpitzmole - gerne wäre ich diesem Aushängeschild und Botschafterin Deutschlands auf ihrer Mole, der Blücherbrücke, nähergekommen, aber alles ist im Fluss - und ich meine, mein Puls ging etwas schneller als die Frage kam: Name? "Kiesel".
Ach wie schön, diesen vertrauten Ton zu hören; kurz, knapp und das Wesentliche war gesagt und schon trugen mich meine Beine über die Stelling. Ein kurzer Gruß zur Flagge und da war ich wieder, wo ich als 17jähriger unbedingt hin wollte.
Dazu ein kurzer Blick zurück: Mitte 1969 stand in einer nicht ganz unbekannten Tageszeitung eine Anzeige für ein Preisausschreiben. Zu gewinnen war eine Segelreise mit der Gorch Fock von Plymouth nach Teneriffa. Das war die Initialzündung! Da wollte ich mit! Von Unterfranken hinaus in die weite Welt. Unverzüglich habe ich mich bei der Bundesmarine beworben, die letztlich nicht anders konnte, als meiner Einstellung zuzustimmen. Januar 1970 zur Grundausbildung in Glückstadt und anschließend 61er Ausbildung in List auf Sylt - was für eine mondäne Zeit, was ich da gesehen habe, hätte ich in Unterfranken nie zu sehen bekommen! Am Ende des Lehrgangs wurden auf dem Dachboden die Kommandos verlesen. Die Worte bleiben unvergessen: Und nun das absolute Traumkommando der Marine ... SSS Gorch Fock - Matrose Werner Kiesel. Die Mütze flog durch die Luft und so wurde der Wunsch zum tatsächlichen Erlebnis. Aber nun zurück zur Gegenwart.
Schon auf der Pier waren die Kommandos über die Flüstertüten zu hören - 'Enter auf' - die Segel wurden losgeschlagen. KzS Schatz begrüßte uns mit herzlichen Worten und um 10 Uhr wurde das Ablegemanöver eingeleitet.
Mit "uns" ist die Bordkameradschaft Segelschulschiff Gorch Fock gemeint, die sich zwischen 1961 bis 1965 aus den ehemaligen Stammfahrern herausgebildet hat und heute unter dem Vorsitz des Kameraden Peter Jacobs steht und inzwischen 156 Kameraden umfasst. Nicht zu vergessen ist dabei der unermüdliche Hermann Dirkes, der nahezu aus einer anfänglichen Neben- eine Hauptbeschäftigung gemacht hat - er wühlt und macht einfach.
Deren Einsatz ist es zu verdanken, dass die Bordkameradschaft erlebbar wird und über den Kontakt zur Schiffsführung es letztlich zur Einladung durch KzS Schatz, dem jetzigen Kommandanten, gekommen ist.
Bevor es überhaupt an Bord ging, wurde mit den Angehörigen bereits am Freitag und Samstag in Groß Wittensee gefeiert, Filme vorgeführt, getanzt und natürlich viele interessante Gespräche geführt. Kamerad Klaus Schmidt hat das alles prima organisiert, dafür vielen Dank!
Am Samstag ging es dann noch zur Windjammerparade. Hermann Dirkes wurde mit Familie vom Vorsitzenden der Reservistenkameradschaft Marine Kiel (RK Marine Kiel) auf den Seekreuzer Freibeuter zur Ausfahrt eingeladen; mit Begeisterung haben sie davon erzählt. Wäre schön, wenn die Kameraden, die im Kieler Raum wohnen in der RK aktiv mit machen würden - "Seefahrt verbindet!"
Um 10 Uhr hieß es dann, Leinen los und die arbeitsmäßige Ausfahrt begann. Die Segel wurden gesetzt und langsam bewegten wir uns ins Fahrwasser.
Für die Angehörigen wurden die zwei V-Boote der RK Marine Kiel gebucht, die uns mit den winkenden Angehörigen hinaus begleitet haben.
Der Wind stand günstig, so dass wir in der Außenförde den Wind nutzen konnten und die Antriebsmaschine entbehrlich wurde.
Hein Mück aus Bremerhaven hat auf der Back sein Schifferklavier umgeschnallt und so hat sich kurzzeitig ein neuer Gorch Fock Chor zusammengefunden und so hallte es aufs Meer hinaus 'Weiß ist das Schiff, das wir lieben'. So schön wie an diesem Tag, habe ich dieses Lied noch nie gehört. Selbst meine Stimme vermochte diesen Eindruck nicht stören.
Danach gab es eine Menge Fachgespräche und irgendwie waren wir wieder drin in den Erinnerungen. Erfreulich war, dass wir nicht nur an Oberdeck sein durften, sondern uns die Räumlichkeiten auch unter Deck anschauen konnten. Mein Dank geht an die Besatzung, die für uns diesen Sonntag als Arbeitstag hinnehmen musste, die nach meinem Eindruck aber mit viel Freude bei der Arbeit war und so sind wichtige Dinge doch geblieben. Bei guter Disziplin, offen miteinander umzugehen und im Team seine Arbeit zu tun. Denn nur zusammen kann das Schiff im Wind bewegt und die Stürme bestanden werden.
Um 10 Uhr hieß es dann, Leinen los und die arbeitsmäßige Ausfahrt begann. Die Segel wurden gesetzt und langsam bewegten wir uns ins Fahrwasser.
Für die Angehörigen wurden die zwei V-Boote der RK Marine Kiel gebucht, die uns mit den winkenden Angehörigen hinausbegleitet haben.
Der Wind stand günstig, so dass wir in der Außenförde den Wind nutzen konnten und die Antriebsmaschine entbehrlich wurde.
Die Fahrt war zu Ende, aber alle Erwartungen waren erfüllt. Der Vorsitzende Jacobs dankte dem Kommandanten, der nach seiner Meinung, besser schnacken könne als er, aber darauf kommt es ja nicht an, sondern auf den Inhalt und da hat er recht: "Liebe Kameraden kümmert euch weiter so um die alte Lady, damit sie jung und attraktiv bleibt."
Wir bedanken uns ganz herzlich bei KzS Schatz für die Einladung, für das freundliche Entgegenkommen und Wünschen der Besatzung weiterhin gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Dieser Dank geht natürlich an alle, die ihren Anteil zu diesem Erlebnis geleistet haben. Sie alle haben dazu beigetragen, dass wir einen unvergesslichen Tag erleben durften. Irgendwie war das Gefühl da, nie von der 'alten' Freundin weg gewesen zu sein.