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Lexikon

Sea Shanty

Geschichte

Der Begriff Shanty (englisch Sea Shanty) tauchte erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Er wurde vermutlich vom englischen chant = singen/Gesang und dem französischen chanter = singen abgeleitet.

Erste Hinweise auf Shantys (Arbeitslieder der Matrosen) finden sich im Werk des Dominikaners Felix Fabri aus Ulm, der 1493 auf einer Galeere nach Palästina segelte. Im Complaynt of Scotland (1549) finden sich die frühesten bekannten Texte solcher Arbeitslieder.

Demnach haben diese Arbeitslieder ihren Ursprung zur Zeit der Großsegler. Man sang sie zur Unterstützung und Koordination körperlich anspruchsvoller Arbeiten, die nur in gemeinsamer Kraftanstrengung erledigt werden konnten, wie Anker hieven, Segel setzen, Segel und Netze einholen, Taue durchholen, Aufziehen der Rahen, die Arbeit an Winden und Pumpen, aber auch beim Be- und Entladen der Schiffe.

Da Großbritannien zur Blütezeit der Shantys im 19. Jahrhundert die führende Seefahrtnation war, sind viele der heute überlieferten Texte in englischer Sprache. Sie waren allerdings meist nicht nur in Englisch, da die Schiffsbesatzungen oft aus unterschiedlichen Ländern stammten, war es eher ein Sprachgemisch, sogenanntes Pidgin-Englisch, unfein und melodisch unstimmig.

Mitte 16. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwanden die Shantys wieder aus dem Bordleben. Grund dafür war wohl die Zwangsrekrutierung vieler britischer Seeleute in die Kriegsmarine. Shantys waren dort verboten, denn Kommandos auf den Kriegsschiffen wurden durch Pfeifen weitergegeben. Die neu angeheuerten Schiffsbesatzungen der britischen Handelsschiffe, die vorwiegend aus anderen Nationen stammten, hatten zum traditionellen Liedgut keinen Bezug.

Zur Zeit der frachtfahrenden Großsegler klangen Shantys auch anders als heute. Auf die in Form eines Wechselgesangs laut gegen Wind und Wetter herausgebrüllten Befehle des Shantyman antworteten die Matrosen mit ihrem Gesang, der meist mit einem Haul (wie im Deutschen Hau-ruck) und dem Zug am Tau endete. So ist es auch nicht verwunderlich, dass erste Berichte über Shantys von wilden Schreien auf Deck der Segelschiffe berichten.

Mit Beginn der Industriellen Revolution wurden schnellere Schiffe gebraucht. Die breitbauchigen Ostindienfahrer verschwanden und wurden durch Klipper und Fregatten ersetzt. Mit der Eröffnung des Suez-Kanals verdrängten die aufkommenden Dampfschiffe viele Frachtsegler auf den Routen nach Ostasien und Australien. Dies führte letztlich dazu, dass die Shantys ihren praktischen Nutzen für die Seefahrt nach und nach verloren und nur noch in der Freizeit und zur Unterhaltung gesungen wurden.

Dezember 2020 ... ein Shanty geht umd die Welt

Ein junger Postbote aus Glasgow (Schottland) filmt sich im Dezember 2020 selbst, während er den neuseeländischen Shanty Klassiker Wellerman singt. Den Rhythmus klopft er mit der Faust, verstärkt den Refrain selbst mehrstimmig und singt den Text mit breitem Schottischen Akzent. Wie einige andere Videos zuvor, veröffentlicht er es auf dem Videoportal TikTok.

Doch wohin dieses Video führt, hätte der 26-jährige Nathan Evans wohl niemals gedacht. Plötzlich hatte er eine halbe Million Follower und mit der neuseeländischen Walfänger-Ballade Wellerman (über sieben Millionen Aufrufe) wurde er zum Shootingstar.

Inspiriert von Evans, haben viele Musikbegeisterte den Song ebenfalls aufgenommen. Und durch die Duett-Funktion bei TikTok können mehrere Personen gemeinsam singen. Unter dem Hashtag #seashanty findet man aktuell 1,6 Millionen Interpretationen (!!!) des Liedes.

Der Hype um Wellerman und die neue Liebe zu Seemannsliedern ist so groß, dass sogar Popstars wie Gary Barlow und Ronan Keating gemeinsam eine Version aufgenommen haben. Und auch Komponist und Musical-Legende Andrew Lloyd Webber mischte bei der Wellerman Challenge mit und spielte bei TikTok ein Duett mit Nathan Evans, der sich darüber bei Instagram freut.

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