Lexikon
Windjammer
Schiffsdaten | |
Bauwerft | Johann Carl Tecklenborg Geestemünde (DE) |
Baunummer | |
Stapellauf | 14.06.1927 |
Indienststellung | |
Verwendung | Segelschulschiff Museumsschiff |
Eigner | Deutscher Schulschiff-Verein |
Heimathafen | Bremen-Vegesack |
Nation | Deutschland |
Besatzung | |
Stammbesatzung | 18 |
Kadetten | 140 |
Schiffsmaße | |
Länge über alles | 86,20 m |
Breite | 11,98 m |
Tiefgang | 5,45 m |
Wasserverdrängung | 1.257 t |
Takelung und Rigg | |
Takelung | Vollschiff |
Anzahl Masten | 3 |
Höhe über KWL | 52,00 m |
Anzahl Segel | 25 |
Segelfläche | 1.950 m² |
Maschinenanlage | |
Maschine | |
Leistung | |
Geschwindigkeit | |
unter Motor | |
unter Segeln | 16,0 kn (29,6 km/h) |
Schulschiff Deutschland
Das Schulschiff Deutschland wurde 1927 vom Deutschen Schulschiff-Verein (DSV) in Auftrag gegeben. Sie war das vierte Segelschulschiff des Vereins, nach dem Vollschiff Großherzogin Elisabeth (der heute französischen Duchesse Anne), dem Vollschiff Prinzeß Eitel Friederich (der heute polnischen Dar Pomorza) und der Bark Großherzog Friedrich August (der heute norwegischen Statsraad Lehmkuhl). Da die beiden letzteren nach dem Ersten Weltkrieg an die Siegermächte ausgeliefert worden waren, war nur noch die 1901 gebaute Großherzogin Elisabeth im Besitz des Vereins.
Im Juni 1927 lief die Schulschiff Deutschland vom Stapel. Da der Name Deutschland schon für das bereits geplante, aber noch nicht gebaute Panzerschiff Deutschland der Marine vergeben war, wurde die Funktion Schulschiff mit in den offiziellen Namen aufgenommen. Ihr Liegehafen war Elsfleth, da der offizielle Heimathafen aller DSV-Schulschiffe, Oldenburg, wegen mangelnder Wassertiefe nicht angelaufen werden konnte.
Um die angehenden Matrosen in der seemännischen Praxis zu unterweisen, unternahm das Schiff regelmäßige Ausbildungsfahrten: Im Winter im Atlantik (meist Afrika und Karibik / Südamerika) und im Sommer in der Nord- und Ostsee. Die letzte Winterreise in den Südatlantik endete am 22. März 1939 auf der Reede von Bremerhaven. Während des Zweiten Weltkriegs fanden Ausbildungsfahrten nur noch in der Ostsee statt. Außerdem war ab 15. April 1940 der Liegeplatz des Schiffs am Westufer der Swine in der Pommerschen Bucht, dann ab November 1941 Lübeck.
Von 1927 bis 1939 wurden 12 Überseereisen und von 1928 bis 1944 insgesamt 17 Nord- und Ostseefahrten unternommen. Die letzte endete am 1. Oktober 1944.
Durch eine kurzzeitige Nutzung als Lazarettschiff in der Lübecker Bucht gegen Ende des Krieges konnte verhindert werden, dass das Schulschiff Deutschland als Reparationsleistung ausgeliefert werden musste. Im August 1946 wurde das Schiff auf Anweisung der britischen Besatzungsbehörden nach Cuxhaven verlegt, um dort bis zu dessen Auflösung Ende Dezember 1947 als Wohnschiff für den Deutschen Minenräumdienst (German Minesweeping Administration; GMSA) zu dienen. Am 22. Juli 1948 wurde das Schiff nach Bremen in die amerikanische Besatzungszone geschleppt, um einer Auslieferung an Großbritannien zu entgehen. Es diente daraufhin bis Anfang 1952 als schwimmende Jugendherberge, mit Liegeplatz im Bremer Europahafen.
Nachdem das Schulschiff Deutschland am 27. Februar 1950 von den Alliierten wieder an den DSV als Eigner übergeben worden war, begannen Bemühungen zum Neubeginn des Ausbildungsbetriebs. Der Verein und der Senat der Freien Hansestadt Bremen finanzierten die Erneuerung der Takelage und der Unterkünfte, und am 1. April 1952 wurde am nunmehr festen Liegeplatz des Schiffs an der Kleinen Weser in Bremen-Woltmershausen mit 18 jungen Männern der reguläre Ausbildungsbetrieb aufgenommen, nun allerdings nicht mehr für Schiffsjungen, sondern für Anwärter auf die Laufbahn eines Nautischen Offiziers. Es wurden keine Ausbildungsfahrten mehr unternommen, aber die Schiffsoffiziersanwärter konnten die gesetzlich vorgeschriebene praktische Vorausbildung erhalten. 1972 wurde auch der stationäre Schulschiffbetrieb auf dem Schulschiff Deutschland eingestellt. Das Schiff wurde umgebaut und dann als Internat und Ausbildungswerkstatt genutzt.
Im Jahr 1995 wurde das Schiff als schwimmendes Kulturdenkmal anerkannt und 1995/1996 für 5,5 Millionen DM auf der Bremer Werft Vulkan in Bremen-Vegesack renoviert und so weit wie möglich originalgetreu restauriert, einschließlich des stehenden und laufenden Guts. Dabei erhielt es ein neues Edelholzdeck. Am 14. Juni 1996 waren die Arbeiten beendet und das Schiff wurde zu seinem heutigen Liegeplatz an der Lesum-Mündung in Vegesack verholt. Noch bis zum Frühjahr 2002 wohnten Auszubildende im Internat an Bord, die den Beruf des Schiffsmechanikers in der deutschen Seeschifffahrt anstrebten und am Schulzentrum Vegesack ausgebildet wurden. Mit der Einstellung dieser Ausbildung in Bremen wurde das Kapitel der Seemannsschule Bremen endgültig geschlossen.
Das inzwischen letzte deutsche Vollschiff, ein maritimes Kulturdenkmal im Besitz des DSV, wird heute vor allem durch ehrenamtliche Helfer betreut und instandgehalten. Es wird als Hotel sowie für Tagungen, Seminare, Ausstellungen und Feiern genutzt. Einmal monatlich finden auf ihr standesamtliche Trauungen statt und ganzjährig kann auf ihr in 30 Doppelkabinen und in der Kapitänssuite übernachtet werden.