Militär
Munition
Time On Target (TOT)
Einleitung
Time On Target (Zeitpunkt im Ziel) ist ein Verfahren der Artillerie, bei dem die abgefeuerten Geschosse verschiedener Geschütze alle gleichzeitig im Zielgebiet einschlagen, um durch Überraschung des Gegners die Wirkung zu erhöhen.
Das TOT-Verfahren ist der Vorgänger des Multiple Round Simultaneous Impact (MRSI). Während beim MRSI-Verfahren der gleichzeitige Einschlag der Geschosse durch ein Geschütz erfolgt, wird dies bei TOT durch die Koordination von mehreren Geschützen erreicht.
Hintergrund
Bedingt durch die aus Tarnungsgründen aufgelockerte Aufstellung der einzelnen Geschütze oder Batterien, ist die ballistische Flugbahn der Geschosse unterschiedlich und die Geschosse schlagen am Zielpunkt nicht gleichzeitig ein.
Dies gibt dem Gegner nach dem Einschlag der ersten Granate Zeit, auf den Angriff zu reagieren, indem er den betroffenen Bereich verlässt oder eine Deckung aufsucht. Bereits kleine Deckungen wie zum Beispiel Bordsteine, Gräben oder Ackerfurchen vermindern die Splitterwirkung erheblich.
Daher versucht die Artillerie beim ersten Schlag, möglichst eine hohe Anzahl von Geschossen gleichzeitig ins Zielgebiet zu bringen.
Technik
Die für Zielentfernung, Geschütztyp, Granatentyp und Treibladung spezifische Flugzeit eines Geschosses ist in der Schusstafel angegeben. Daraus werden die Zeitintervalle ermittelt, in denen in unterschiedlicher Entfernung zum Ziel befindliche Geschütze abgefeuert werden müssen, damit ihre Granaten gleichzeitig im Ziel einschlagen.
Heute wird diese aufwendige Berechnung von digitalisierten Feuerleitrechnern in kürzester Zeit durchgeführt und diese Information üblicherweise per Datenfunk an alle beteiligten Geschütze weitergegeben.
Somit könnte zum Beispiel eine Batterie aus acht Panzerhaubitzen bei Nutzung des TOT-Verfahrens in wenig mehr als einer Minute 48 Geschosse abfeuern und noch vor dem Einschlag aller Geschosse am Zielpunkt den Feuerstellungsraum wieder verlassen. Durch diesen schnell geführten Feuerkampf und das ebenso schnelle Verlassen der Feuerstellung kann die Gefahr der Aufklärung der Geschütze durch gegnerische Artillerieradarsysteme und nachfolgendes Gegenfeuer vermieden werden.