Lexikon
Militär
AEGIS Kampfsystem
Beschreibung • Geschichte • Technik • Betreiber • Landgestützte Systeme (ASHORE)
Beschreibung
Das AEGIS Kampfsystem (AEGIS Combat System) ist ein elektronisches Warn- und Feuerleitsystem. Benannt wurde das System nach dem schützenden Schild Aigis aus der griechischen Mythologie.
Es wurde von der U.S. Navy speziell für deren Kriegsschiffe entwickelt, wird aber inzwischen von mehreren Marinen weltweit auf deren Einheiten eingesetzt.
Geschichte
AEGIS wurde im Laufe der 1970er Jahre entwickelt. Es war die Antwort auf die Bedrohung von Kriegsschiffen durch neue Waffensysteme und insbesondere gegen das Konzept der Flugkörper-Sättigungsangriffe des Warschauer Paktes. Ziel dieser Sättigungsangriffe war die Abwehrkapazitäten westlicher Kriegsschiffe durch gleichzeitigen Angriff mit zahlreichen luft- und seegestützten Flugkörpern zu überwältigen.
Das System wurde der breiten Öffentlichkeit bekannt, als die CGN 49 Vincennes(Lenkwaffen-Kreuzer der Ticonderoga Klasse) einen iranischen Airbus (Iran-Air Flug 655) abschoss, der vom System als eine angreifende feindliche F-14 Tomcat identifiziert wurde. Damit zeigte sich die Fehlergefahr von vollautomatischen Kampfführungssystemen.
Dennoch ist der Einsatz von AEGIS aufgrund immer kürzerer verbleibenden Reaktionszeiten auf mögliche Angriffe in der Seegefechtsführung und in der Abwehr nuklearer Raketen zunehmend alternativlos.
Technik
Den Kern bildet ein Komplex aus AN/SPY-Radargeräten, vier in 3-, 6-, 9- und 12-Uhr-Position ausgerichteten flachen Radarantennen, die eine kontinuierliche Überwachung des Luftraumes ermöglichen.
Das AN/SPY-Radar ist ein passiv phasengesteuertes System mit elektronischer Strahlschwenkung (Passive Electronically Scanned Array) und agilem Strahl, das in Millisekunden von einem Ziel zum anderen wechselt. Diese agilen Strahlen machen es zu einem Multifunktionsradar, das verschiedene Ziele gleichzeitig orten, verfolgen und bekämpfen kann. Der Zeitraum zwischen der ersten Ortung des Ziels und dem Start der Abfangrakete beträgt unter 15 Sekunden.
Die vernetzten IT-Systeme ermöglichen es, in Echtzeit tausende von Zielen zu verfolgen und die von ihnen ausgehende Bedrohung zu analysieren, Bedrohungsanalysen und Entscheidungsvorlagen zu liefern, sowie dutzende dieser Ziele nach Reihenfolge ihrer Priorität auch vollautomatisch mit der Hauptwaffe Standard Missile 3 (SM-3) zu bekämpfen.
Darüber hinaus kann AEGIS mittels einer C3-Vernetzung (Command, Control and Communication) auch die Waffensysteme anderer Schiffe im Verband einsetzen, die über das System verfügen.
Diese Fähigkeit unter der Bezeichnung CEC (Co-operative Engagement Capability) soll die Abwehr ballistischer Raketen verbessern. Denn CEC ermöglicht mittels der gemeinsamen Verarbeitung der Informationen von Satelliten, Flugzeugen, Schiffen und landgestützten Systemen, dass jede teilnehmende Einheit über ein umfassendes Bild der Lage verfügt. Dadurch können Ziele schneller entdeckt und bekämpft werden.
Betreiber
Land | Typ | Klasse | Aktiv | im Bau | Geplant | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() | Australien | FFG | Lenkwaffen-Fregatte | Hunter | 9 | ||
DDG | Lenkwaffen-Zerstörer | Hobart | 3 | ||||
![]() | Japan | DDG | Lenkwaffen-Zerstörer | Maya | 2 | ||
DDG | Lenkwaffen-Zerstörer | Atago | 4 | ||||
DDG | Lenkwaffen-Zerstörer | Kongou | 4 | ||||
![]() | Kanada | FFG | Lenkwaffen-Fregatte | 15 | |||
![]() | Norwegen | FFG | Lenkwaffen-Fregatte | Fridtjof Nansen | 4 | ||
![]() | Spanien | FFG | Lenkwaffen-Fregatte | Bonifaz | 5 | ||
FFG | Lenkwaffen-Fregatte | Alvaro de Bazan | 5 | ||||
![]() | Südkorea | DDG | Lenkwaffen-Zerstörer | Sejong the Great | 3 | 3 | |
![]() | USA | DDG | Lenkwaffen-Fregatte | Constellation | 20 | ||
DDG | Lenkwaffen-Zerstörer | Arleigh Burke | 69 | 18 | |||
CGN | Lenkwaffen-Kreuzer | Ticonderoga | 15 |
Landgestützte Systeme
Für die Raketenabwehr der NATO haben die USA zwei langestützte Systeme (ASHORE) auf europäischen Militärflugplätzen vorgesehen.
Die erste Station in Deveselu (Rumänien) ist seit dem 13. Mai 2016 in Betrieb. Für die zweite Station in Słupsk-Redzikowo (Polen) erfolgte der Spatenstich kurz nach dem 13. Mai 2016 und am 1. Februar 2022 ging die Station in Betrieb.